5 Apr 2021

Ein neuer Direktor für das ESI

David Poeppel übernimmt die Geschäftsführung des Ernst Strüngmann Instituts.


Das Ernst Strüngmann Institut (ESI) begrüßt David Poeppel als neuen Direktor. David Poeppel löst zum 1. April Wolf Singer in der Geschäftsführung ab und steht damit ab sofort neben Pascal Fries an der Spitze der Frankfurter Forschungseinrichtung. Dem ESI ist es damit gelungen, einen renommierten Wissenschaftler zu gewinnen, dessen Erfahrung und Expertise den Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften perfekt ergänzen und erweitern. „Dieser Neuzugang ist eine hoch willkommene Bereicherung unseres Forschungsfeldes“, begrüßt Wolf Singer seinen Amtsnachfolger und fügt hinzu: „Die Wissenschaftler am ESI befassen sich mit der Aufklärung der neuronalen Grundlagen kognitiver Funktionen. David Poeppel erweitert nun das Spektrum der untersuchten Hirnleistungen um die höchste kognitive und spezifisch menschliche Leistung: die sprachliche Kommunikation. Dieser Forschungsansatz erlaubt es, Erkenntnisse aus neurobiologischen Untersuchungen zu nutzen, um normale, aber auch gestörte Funktionen des menschlichen Gehirns zu erforschen.“ Pascal Fries kann sich dem nur anschließen: „Ich freue mich, David als Direktor-Kollegen am ESI begrüßen zu dürfen. Er hat äußerst interessante Arbeit geleistet auf dem Gebiet der Sprache, insbesondere was die Rolle von Hirnrhythmen bei der Produktion und dem Verstehen von Sprache betrifft. Damit bereichert er unser Institut um ein weiteres spannendes Forschungsthema.“

Vom Menschen zur Zelle

David Poeppel hat Neurowissenschaften, Kognitionswissenschaften und Linguistik studiert und darin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA promoviert. Vor seinem Wechsel ans ESI war er Direktor der Abteilung Neurowissenschaften am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt. Darüber hinaus ist und bleibt er Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der New York University (NYU). „Meine Spezialität ist das menschliche Gehirn. Wie hören wir und warum können wir uns unterhalten? Das ist gar nicht so einfach, wenn man sich überlegt, was alles passieren muss, damit das überhaupt funktioniert. Mich interessiert: Wie ist das menschliche Gehirn organisiert, um dieses typisch menschliche Verhalten möglich zu machen?“, erklärt David Poeppel seinen Forschungsschwerpunkt. Bisher hat er dafür mit menschlichen Probanden gearbeitet. Das ESI bietet ihm die Möglichkeit und Infrastruktur, dieser Frage auch systemisch nachzugehen, und auf zellulärer Ebene herauszufinden, welche neuronalen Dynamiken Sprechen und Verstehen möglich machen.

ESI soll Brücken schlagen

Gleichzeitig wird die experimentelle Forschung am Ernst Strüngmann Institut mit dem Neuzugang den Menschen noch stärker ins Visier nehmen. Die Rahmenbedingungen dafür sind hervorragend, da sich das ESI in der Nachbarschaft von Einrichtungen des Klinikums der Goethe Universität befindet, den Kliniken für Neurologie, Psychiatrie und Jugendpsychiatrie. Zudem entsteht gerade unmittelbar neben dem ESI das neue Brain Imaging Center, das gemeinsam mit dem Klinikum betrieben wird. Dieses bietet alle hochmodernen Geräte zur nicht-invasiven Messung von Hirnaktivität am Menschen. „Typisch für meine Art von Forschung ist die Spannung zwischen ganz natürlichem und ökologisch validem Verhalten, zum Beispiel eine Unterhaltung führen oder eine Symphonie anhören, und den sehr simplen, aber dafür leichter messbaren Experimenten, die wir Neurowissenschaftler machen“, sagt David Poeppel. „Dabei ist es eine große Herausforderung, den Ansatz zu finden, mit dem unsere Experimente die faszinierenden Themen, die uns wirklich interessieren, am besten beleuchten. Ein Institut wie das ESI kann dazu einen immensen Beitrag leisten, indem es neben nicht-humanen Primaten und Nagern auch Menschen genauer betrachtet.“ Darum ist es auch ein Ziel von David Poeppel, das Institut stärker einzubetten in die neurologische Forschungslandschaft der Main-Metropole: „Mit den Kliniken in der direkten Nachbarschaft, aber auch den weiteren Instituten im Stadtgebiet sind unglaubliche Ressourcen vorhanden, mit denen Synergien geschaffen werden können. Und natürlich bietet dies dem ESI die Chance, sein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten: dass es eine Brücke schlägt von den systemischen hin zu den humanen Neurowissenschaften. Das intellektuelle Endspiel ist es nämlich, herauszufinden, wie wir Menschen funktionieren.“

Über das Institut

Das ESI ist ein unabhängiges Forschungsinstitut, finanziert durch die Ernst Strüngmann Foundation, die von Dr. Andreas und Dr. Thomas Strüngmann ins Leben gerufen wurde und nach ihrem Vater Dr. Ernst Strüngmann benannt ist. Das ESI steht unter wissenschaftlicher Leitung der Max-Planck-Gesellschaft mit dem Ziel, exzellente Grundlagenforschung im Bereich der Neurowissenschaften durchzuführen, um zu verstehen, wie unterschiedliche Bereiche des Gehirns zusammenarbeiten, damit Verhalten entsteht.