Kann die Vokalisation von Marmosetten einen Beitrag für das Verständnis der menschlichen Sprache und so auch für die Entwicklung der sozialen Kommunikation leisten? Die Resultate einer neuen Studie legen dies nahe – die spannenden Ergebnisse sind gerade in der aktuellen Ausgabe des Journals „Science“ erschienen.
Bislang galten Menschen, Delfine und Elefanten als die einzigen Arten, für die eine zielgerichtete, personalisierte Kommunikation „unter Artgenossen“ als nachgewiesen galt. Ob zum Beispiel auch nichtmenschliche Primaten diese Fähigkeiten besitzen, war bislang unklar. Im Rahmen ihrer Untersuchung haben die Forscher:innen um Guy Oren et al. die spontanen „phee-call“-Dialoge zwischen Weißbüschelaffen analysiert und konnten nachweisen, dass sich die Tiere personalisiert ansprechen und im Gegenzug auch konsistenter und korrekter auf Rufe reagieren, die speziell an sie gerichtet sind.
„Die Tatsache, dass diese Rufe wirklich an ein bestimmtes Gruppenmitglied gerichtet sind, ist ein Beweis dafür, dass es eine echte Kommunikation gibt“, kommentiert Jean Laurens vom Ernst Strüngmann Institut diese wichtigen Ergebnisse im Rahmen eines Interviews zur Studie mit der Süddeutschen Zeitung. „Die wirklich interessante Frage, die über das Verhalten von Weißbüschelaffen hinausgeht, ist, welche Gehirnschaltungen der stimmlichen Kommunikation und der Identität zugrunde liegen“, führt Laurens weiter aus. „Jetzt erkennen wir, dass es neben der motorischen Aktion und der auditiven Verarbeitung auch eine soziale Komponente gibt.“
Hier gelangen Sie direkt zur Studie: Oren G et al. (2024). Vocal labeling of others by nonhuman primates. Science 385, 996-1003. DOI: 10.1126/science.adp3757
Hier gelangen Sie zum Beitrag „Du kannst mich Affe nennen“ der Süddeutschen Zeitung vom 30.08.2024: SZ: “Du kannst mich Affe nennen”