Zwei Tage, elf Vorträge und eine enorme Anzahl neuer Ergebnisse und wegweisender Perspektiven: Das ESI stand während der ESI Systems Neuroscience Conference (ESI SyNC) ganz im Zeichen der Erforschung der Zeitwahrnehmung im Gehirn. Über 100 Teilnehmer versammelten sich, um von international renommierten Speakern tiefe Einblicke in dieses spannende Forschungsfeld zu gewinnen.
Zeit ist ein essenzieller Bestandteil unserer Wahrnehmung und unseres Verhaltens, doch wie das Gehirn Zeit kodiert und verarbeitet, ist ein noch wenig erforschtes Gebiet in den Neurowissenschaften. Die Konferenz stellte diese Fragestellung in den Mittelpunkt und beleuchtete das Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Vorträge gaben tiefe Einblicke in die Mechanismen, die zeitliche Prozesse im Gehirn steuern – von der Koordination von Bewegungen bis hin zur musikalischen Wahrnehmung und Entscheidungsfindung. International anerkannte Wissenschaftler präsentierten ihre neuesten Forschungsergebnisse und eröffneten spannende Perspektiven für das Verständnis der Zeitwahrnehmung im Gehirn.
Prof. Dean Buonomano: Kann das Timing als grundlegende Rechenoperation neokortikaler Schaltkreise dienen? Prof. Dean Buonomano beleuchtete diese Fragestellung anhand experimenteller Daten zur neuronalen Dynamik zeitlicher Bezüge in neokortikalen Schaltkreisen.
Dr. Megan Carey: Das Kleinhirn spielt eine entscheidende Rolle bei der räumlichen und zeitlichen Koordination von Bewegungen im gesamten Körper. Dr. Megan Carey zeigte auf, wie Kleinhirnmechanismen für erlerntes Timing entschlüsselt wurden und welche Auswirkungen diese Erkenntnisse auf die zeitliche Verarbeitung im Gehirn haben.
Dr. Matthias Grabenhorst: Im Alltag sagen Menschen voraus, wann zukünftige Ereignisse eintreten. Dr. Matthias Grabenhorst demonstrierte, wie das menschliche Gehirn Wahrscheinlichkeiten über die Zeit schätzt – ein zentrales Thema bei der zeitlichen Vorhersage und Entscheidungsfindung.
Prof. Andrea Ravignani: Wer hat Rhythmus? Prof. Andrea Ravignani untersuchte in seinem Vortrag, warum Menschen Rhythmus haben, andere Wesen jedoch nicht – und warum einige Arten unsere Fähigkeiten sogar übertreffen. Seine Forschungen gaben wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Rhythmusgefühls beim Menschen.
Prof. Caroline Palmer: Musik als soziales Phänomen stand im Fokus des Vortrags von Prof. Caroline Palmer. Sie erläuterte, wie Musik uns bewegt, indem sie modellierte und berichtete, wie Menschen in Gruppen Musik machen.
Prof. Hugo Merchant: Prof. Hugo Merchant präsentierte neueste Erkenntnisse zu den neurophysiologischen Prinzipien, die die Wahrnehmung und Vorhersagefähigkeit sowie die Steuerung von Verhalten durch zeitliche Ereignisse beeinflussen.
Dr. Joe Paton: Dr. Joe Patons Vortrag fokussierte sich auf die Mechanismen im Rückenmark und Rautenhirn, die automatisierte Verhaltenssteuerung ermöglichen, und wie Gehirnsysteme diese Prozesse durch Lernen modulieren.
Prof. Ayelet Landau: Prof. Landau erforscht die kognitiven und funktionellen Zusammenhänge der hirnweiten neuronalen Architektur. Ihr Vortrag umfasste einen Überblick über eine Reihe aktueller Arbeiten, die zeitliche Entscheidungen untersuchen und neue Einblicke in die zentralen Mechanismen und Modelle bieten, die der Zeitwahrnehmung dienen.
Prof. Rachel Dension: Visuelle Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung standen im Mittelpunkt von Prof. Rachel Densions Konferenzbeitrag. Sie präsentierte neueste Erkenntnisse zur zeitlichen Dynamik dieser Prozesse, die auf Verhaltensmessungen und neuronalen Daten basieren.
Dr. Tadeusz Kononowicz: Dr. Tadeusz Kononowicz beschäftigte sich mit der Fähigkeit des Gehirns, seine zeitlichen Fehler in bestimmten Zeitintervallen zu beurteilen, und stellte dabei Ergebnisse aus EEG-, MEG- und In-vivo-Aufzeichnungen vor.
Dr. Valérie Doyère: In ihrem Vortrag legte Dr. Valérie Doyère den Fokus auf die zeitlichen Mechanismen, die für das assoziative Gedächtnis und die Fehlererkennung im Verhalten von zentraler Bedeutung sind.
Zum Abschluss der Konferenz fand eine lebhafte Panel-Diskussion statt, in der die Teilnehmer die gewonnenen Erkenntnisse reflektierten und über mögliche zukünftige Forschungsfragen diskutierten. Eines war nach diesen zwei intensiven Tagen klar: Die Erforschung der Zeitverarbeitung im Gehirn steht erst am Anfang. Vielversprechende Ansätze und offene Fragen bieten ein enormes Potenzial für zukünftige Studien.